Lange Zeit hatte ich großen Respekt vor dem Rosenschnitt. Jede Art möchte anders behandelt werden. Wer steigt da schon durch? Dabei ist es eigentlich gar nicht so kompliziert. Und wenn man mal zu viel abschneidet, blüht die Rose eben etwas später. Die Königin der Blumen ist zum Glück weder nachtragend noch empfindlich …
Trotzdem tut es Rosen gut, wenn sie zurückgeschnitten werden. Sie lieben Licht und Luft, zu viele Triebe und Verästelungen stören da nur. Außerdem fördert der Rückschnitt ihr Wachstum und hält sie gesund. Wenn Rosen ungehindert wachsen können, bilden sie jedes Jahr weniger Blüten. So trägt ein Rückschnitt wesentlich dazu bei, dass deine Rosen im Sommer schön blühen.
Sogar ältere Rosenstöcke treiben nach so einem Schnitt wieder kräftig aus. Er wirkt auf sie wie eine Verjüngungskur.
Der richtige Zeitpunkt
Die Forsythie gibt den Startschuss
Man sagt „der Frost braucht etwas zum Knabbern“. Deswegen sollte man Rosen erst schneiden, wenn die Forsythien blühen. Das ist meistens im März, in geschützen Lagen kann es schon früher losgehen.
Ausnahme:
Einmalblühende Rosen werden erst nach der Blüte zurückgeschnitten – wenn überhaupt.
Sommerschnitt
Im Sommer, nach der ersten Blüte, schneide ich zunächst einzelne Blüten. Die Briten nennen das „Deadheading“. Wenn an einem Trieb alle Blüten verwelkt sind, schneide ich diesen kräftig zurück. Fast so sehr wie im Frühjahr. Durch diesen Sommerschnitt bildet die Pflanze schneller neue Blüten.
Rambler und einmal blühende Rosen verschone ich auch im Sommer, damit sie im Herbst schöne Hagebutten tragen. Auch öfter blühende Rosen tragen manchmal schöne Hagebutten. Ich habe immer wieder schöne Überraschungen erlebt, nur weil ich mal keine Zeit zum Schneiden hatte!
Das richtige Werkzeug
Verwende eine scharfe Schere, die gut in der Hand liegt. Ein sauberer Schnitt verhindert das Eindringen von Keimen. Für dicke Zweige verwende ich eine Astschere.
Auch wenn es etwas kostet, das ist eine gute Investition. Deine Rosen werden es dir danken, wenn ihre Treibe weder gequetscht werden noch einreißen.
Hilfreich finde ich auch lange Lederhandschuhe. Es hat etwas gedauert, bis ich mit ihnen angefreundet habe. Mit Handschuhen hat man nicht so viel Gefühl. Aber gerade bei sehr stacheligen Rosen möchte ich sie nicht mehr missen.
4 grundlegende Tipps für den Rosenschnitt
1. Die schlafenden Augen wecken
Damit deine Rosen schön buschig werden, kannst du die sogenannten „schlafenden Augen“ zum Leben erwecken. Das sind die knubbeligen Stellen, die in regelmäßigen Abständen an den Trieben zu sehen sind. In jedem Auge schlummert ein potenzieller Trieb. Wenn du direkt darüber schneidest, wird er zum Wachsen angeregt. Ganz wichtig: beim Schneiden ca. 5 mm Abstand halten! Wenn du die Schere zu dicht am Auge ansetzt, kann es verletzt werden. Wenn du die Schere zu dicht am Auge ansetzt, kann es verletzt werden. Bei zu viel Abstand bildet sich ein eingetrockneter Stumpf. Der ist nicht nur hässlich, sondern stellt auch ein Eingangstor für Krankheiten dar. Dann kann auch das Regenwasser gut abtropfen.
- Ungefähr 5 mm Abstand zum Auge sind optimal.
- Immer ein nach außen gerichtetes Auge wählen, damit die Rose nicht nach Innen wächst. Bei manchen Rosen sieht man die Augen kaum. Manchmal kann man sie besser ertasten. Notfalls kannst du etwas abwarten, ob von sich aus Treibe erscheinen.
- Schräg schneiden, damit das Regenwasser besser abfließen kann und sich keine Fäulnis bildet.
- Ab und zu innehalten und die Rose von weitem betrachten, um die Form zu beurteilen.
2. Für alle Rosen gilt:
- Tote, beschädigte und kranke Triebe abschneiden – also alles, was braun ist.
- Dünne und geschwächte Triebe ganz entfernen.
- Alte, sich kreuzende, nach innen wachsende und zu eng aneinander stehende Triebe entfernen. Im Zweifel den stärkeren Trieb stehen lassen.
- Altes Laub entfernen, um Krankheiten vorzubeugen.
3. „Hirschgeweihe“ und „Stümpfe“ vermeiden
Jedes Mal, wenn sie ein Trieb verzweigt, geht für die Rose Kraft verloren. Deswegen schneide ich Treibe über einem schlafenden Auge ab, bevor es losgeht mit den Verästelungen.
Diese „Hirschgeweih“ kann völlig entfernt werden, am besten über dem schlafenden Auge .
Oft sehe ich Rosen, bei denen hässliche Stümpfe stehengelassen wurden. Dort treibt die Rose wieder aus und es entsteht ein völliges Wirrwarr.
Überstehende Stümpfe komplett abschneiden. Sie sehen hässlich aus und führen zu Kräften zehrenden Verästelungen.
Hier kann gleich zweimal die Schere angesetzt werden. Zum Einen kann der Stumpf weg, zum anderen der konkurrierende, dünne Trieb.
4. Auf starken Rückschnitt folgt starker Austrieb.
Faustregel:
Je größer und stärke die Rose, desto weniger schneidet man zurück.
Eine kleine Rose kannst du stark beschneiden.
Eine große Rose brauchst du nur wenig schneiden.
Die Praxis in 7 einfachen Schritten
Der umbeschnittene Rosenstock. Erstmal durchatmen und einen Überblick verschaffen.
Tote Triebe sind nicht grün, sondern braun. Sie werden bodendicht abgeschnitten.
Dünne und schwache Triebe entfernen.
Sich kreuzende Triebe können aneinander scheuern uns sich dabei verletzen. Der schwächere Trieb muss weichen.
Bei konkurrierenden, parallelen Trieben bleibt der Stärkere stehen.
Auch kranke Triebe werden bis ins gesunde Holz abgeschnitten.
Als letztes wird die Rose in eine hübsche halbrunde Form gebracht. Dabei schneide ich auch die „Hirschgeweihe“ ab.
Nun hat die Rose wieder Licht und Luft. So wird sie kräftig austreiben und schön blühen.
Welche Rose schneide ich wie?
Bodendeckerrosen
Diese Rosen sind besonders pflegeleicht. Es reicht, sie alle drei Jahre im Frühjahr auszulichten. Alte Treibe werden ganz und gar herausgenommen, alle anderen Triebe um ein bis zwei Drittel gekürzt. Bei ihnen achte ich nicht auf einen genauen Schnitt über den Augen. Manche schneiden sie sogar mit der Heckenschere!
Öfterblühende Rosen
Einige Rosen treiben nach der ersten Blüte aus, um dann noch einmal zu blühen. Die Fachfrau nennt das „remontieren“. Es gibt sogar Rosen, die den ganzen Sommer hinweg durchblühen!
Öfterblühende Beet- und Strauchrosen werden um ein Drittel zurückgeschnitten. Beet- und Edelrosen wie die Englische Rose „William Morris“ vertragen kräftiges Schneiden. Bei Strauchrosen reicht ein formgebender Schnitt.
Einmalblühende Rosen
Einmalblühende Strauchrosen und Rambler braucht man gar nicht zu schneiden. Sie blühen an den Trieben vom letzten Jahr. Wenn sie dir gar zu stark wachsen oder du sie etwas in Form bringen möchtest, bitte erst nach der Blüte. Meinen „Lykkefund“ muss ich schon wegen der Nachbarn im Zaum halten.
Kletterrosen
Die langen Triebe der Kletterrosen sollten höchsten um ein Drittel gekürzt werden. Die Blütentriebe des Vorjahres, die von diesen Trieben abgehen, sollten auf 3-4 Augen (ca. 15 cm) zurückgeschnitten werden. Denk bitte an die Augen!
Neue Triebe binde ich möglichst waagerecht an, um sie zu mehr Blüten anzuregen. So treiben sie nicht nur an den oberen Enden aus, sondern bilden an jedem nach oben zeigenden Auge Triebe – und auch viele Blüten. Die Triebe der roten „Santana“ sind sehr starr, da geht das nicht so gut.
Hochstämmchen
Diese Rosen werden hauptsächlich in Form gebracht und können dazu um ein bis zwei Drittel zurückgeschnitten werden. Aber nicht zu gleichmäßig schneiden, sonst sieht es unnatürlich aus! Hach, ein Hochstämmchen hätte ich auch gerne …
Kaskadenrosen
Diese Rosen werden nur leicht ausgelichtet. Alte Triebe können herausgenommen werden, oder zu lange Triebe werden eingekürzt. Einmalblühende Exemplare erst nach der Blüte schneiden. Ein Kaskadenose – auch so ein Traum …
Oft gestellte Fragen
Wildtriebe
Rosen treiben wilde blütenlose Triebe, die manchmal von normalen Trieben schwer zu unterscheiden sind. Um ganz sicher zugehen, lege ich die Veredelungsstelle frei. Wenn der Trieb unter dem dicken Knubbel anfängt, handelt es sich um einen Wildtrieb. Diesen schneide ich nicht mit der Schere ab, dann würde er umso kräftiger nachwachsen. Ich bitte einen starken Helden, ihn herauszureißen. Damit die Rinde dabei nicht beschädigt wird,
Was für eine Rose ist das?
Manchmal muss man erst mal herausfinden, um was für eine Rose es sich überhaupt handelt. Gerade, wenn man einen fremden Garten übernommen hat, steht man ratlos vor der Pflanze. Ist da nun eine Kletterrose? Oder eine Strauchrose, die so selten geschnitten wurde, dass sie sich jetzt wie eine Kletterrose aufführt? Manchmal kann man froh sein, wenn man die Farbe weiss!
Am besten, du schneidest sie wie eine Strauchrose und wartest den Sommer ab.
schneide ich sie vorher mit dem Messer etwas ein.
Wohin mit dem Schnittgut?
Rosenschnitt kommt bei mir nicht auf den Kompost. Die Stacheln verrotten nicht, außerdem könnten sich Krankheiten übertragen.
PS: Ich hoffe, meine Erklärungen waren verständlich und hilfreich. Man kann natürlich aus allem eine Wissenschaft machen. Ich habe es bewusst einfach gehalten, die Rosen kommen gut damit klar. Viel Erfolg beim Rosen schneiden! Hier stelle ich dir zu Inspiration meine 14 schönsten Rosen vor.
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