Früher hatte ich vor dem Beschneiden der Pflanzen gehörigen Respekt. Meine Mutter war beim Rückschnitt schon immer hemmungsloser. Sie kürzte die Pflanzen oft radikal ein. Mein Vater dagegen jammerte wegen jedes kleinen abgeschnittenen Zweiges: „Der arme Busch!“
Aber natürlich möchte ich, dass meine Pflanzen gesund bleiben, reichlich Früchte tragen oder üppig blühen. Dafür ist ein korrekter Rückschnitt sehr wichtig. Rosen brauchen zum Beispiel Licht und Luft, um wachsen und blühen zu können. Also habe ich viel über das Beschneiden gelesen, mich von den Zeichnungen in den Büchern verwirren lassen, ausprobiert und einiges falsch gemacht.
Zum Glück habe ich zwei ältere Gärtner kennengelernt, die mir ganz praktisch gezeigt haben, worauf ich achten muss. Von dem einen habe ich gelernt, wie man Obstbäume beschneidet. Der andere hat mir ein paar Grundregeln des Rückschnitts beigebracht. Ich habe gemerkt, wenn man einige Grundprinzipien verstanden hat, ist auch das mit dem Rosenschnitt gar nicht so schwierig. Aber auch Stauden wie Lavendel, Salbei und Katzenminze profitieren von einem Rückschnitt. Manche treiben danach kräftig durch und blühen sogar ein zweites Mal.
Für dich nur das Beste
Durch meine praktische Auseinandersetzung mit den Schnittmaßnahmen habe ich ein ganz neues Verständnis dafür entwickelt, dass uns Gott auch beschneiden möchte. Diese Seite an ihm hatte mich früher eher abgeschreckt. Muss es wirklich sein, dass bei uns etwas abgeschnitten wird?
Jetzt habe ich vielmehr vor Augen, was für einen Unterschied so ein Schnitt für die Pflanze macht. Die unbeschnittene Rose wuchert vor sich hin, ihre Triebe wachsen kreuz und quer ineinander. Sie bekommt weder genug Licht noch genügend Luft und trägt immer weniger Blüten. Wenn die Pflanze nicht ausreichend beschnitten wurde, kann es sogar sein, dass sie von Pilzen befallen wird, krank wird oder eingeht.
Das gilt auch für unser Leben. Auch bei uns gibt es Wildtriebe und konkurrierende Äste. Das müssen noch nicht einmal schlechte Dinge sein. Manchmal ist es einfach zu viel des Guten. Und Gott will nicht viel Gutes, sondern das Beste für uns. Ich habe zum Beispiel unheimlich viele Ideen, die ich unmöglich alle umsetzen könnte. Alle scheinen mir toll zu sein, deswegen bin ich froh, wenn Gott die Ideen aussortiert, die ich nicht weiterverfolgen soll.
Rückschnitt durch Gott
Außerdem habe ich Gott im Laufe der Zeit immer besser kennengelernt. Als liebenden, himmlischen Vater, der nur mein Bestes im Sinn hat. Er schneidet nicht willkürlich drauflos, sondern weiß genau, was er tut.
Gott schneidet nur ab, was mir oder anderen schaden würde.
Was mein Wachstum hemmt.
Was mich am Blühen hindert.
Wenn Gott uns beschneidet, tut er das meisterhaft und liebevoll zugleich. Ich lerne mehr und mehr, mich ihm und seiner Fürsorge zu überlassen. Ich stelle mir Gott gerne als liebevollen Gärtner vor, der mich behutsam beschneidet. Damit ich gesund und munter für ihn blühen und Frucht tragen kann. So lerne ich, ihm immer mehr zu vertrauen.
Ich bin der wahre Weinstock und mein Vater ist der Weingärtner. Er schneidet jede Rebe ab, die keine Frucht bringt, und beschneidet auch die Reben, die bereits Früchte tragen, damit sie noch mehr Frucht bringen.
Johannes 15,1-2
PS: Wenn es dir schwerfällt, Gott zu vertrauen, lies dir den Psalm 16 durch. Es ist einer meiner Lieblings-Psalmen!
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